Dystopia-Magazine-Ausgabe #2

Hey liebe Dystopia Leser*innen,

Wir haben die zweite Ausgabe fertig! Wir wünschen allen Anregungen und Inspiration. Manches macht auch echt wütend, aber ein wenig Spaß soll auch dabei sein. Vielleicht findet ihr mit der 2. Ausgabe kleine Ideen die Emotionen zu kanalisieren, aber achtet dabei stets auf euch selbst und andere. Bis bald und sendet uns eure Inhalte wenn ihr in der Dystopia etwas veröffentlichen wollt! Menschen, die eine Print Ausgabe haben möchten, können uns anschreiben und wir schauen was sich machen lässt.

Ihr könnt die 2. Ausgabe und alle anderen hier als PDF downloaden und auch gerne selber drucken und veröffentlichen!

Widerstand gegen die koloniale, patriarchale, industrielle Zivilisation!

Jagdsabotage – RitschRatsch

In die Dunkelheit schlichen schwarz gekleidete Menschen, mit Masken vermummt, gerüstet mit Werkzeugen. Was trieb sie an den Waldrand, dass sie so zielgerichtet übers Feld stapften? Sie kamen an den Ort, den sie ausgemacht hatten, da wo großes Unheil verrichtet wird. Nicht diese Menschen hatten vor Unheil über irgendwen zu bringen. Die schwarz gekleideten und vermummten Menschen wollten das Unheil an diesem Ort beenden! Als sie ankamen begannen sie sich an die Arbeit zu machen und sägten motiviert mit Geschick, die ersten Balken des ersten Turms der Schande. Sie sägten und zerschlugen die Stützen der Struktur und bald hielten die Beine des Gebildes das Dach nicht mehr gut.

Es knackste und krachte und der Turm fiel ganz um. Freude vernahmen die schwarzen Figuren, als hätten sie eine erste Etappe geschafft. Sie packten ihre Sachen und gingen weiter ihres Wegs, zum nächsten fatalen Grauen.

Eine Röhre aus Beton, lag auf dem Boden, sollte anderes Leben für immer sich holen. Erst wurde sich beraten, es wurde geschaut und überlegt, da nahm sich einer der Menschen den schweren Hammer und schlug zu das es nur so knackste, dass der Beton zerbricht. Diese hart, kalte Röhre würde nie mehr ein Leben in sich einsperren und es warten lassen auf die ewige Stille.

Freude kam auf und schon wieder, sollte grausame Gewalt hier weniger walten können. So ging es weiter von Unheil zu Grauen und bald gab es nichts mehr was dazu genutz werden könnte, zu morden, zu quälen, hier sollte niemand erstmal kein Leben mehr nehmen. So zogen die vermummten, schwarz gekleideten Lumpen, in die Finsternis der Anonymität und verschwanden, um weiter Unheil zu sichten und es zu zerstören.

Jagdsabotage ist wichtig und macht riesig Freude, also geht hinaus liebe ALF Meute!

Erfahrungsbericht einer Tierbefreiung

Einleitende Worte

In einer Welt der Herren wimmelt es nur so vor Knechten, deren Elend den Reichtum der Wenigen begründet. Doch während sich die Herr-Knecht-Dialektik bei Hegel noch als eine Allegorie auf die Klassengesellschaft lesen lässt, in der von den Geknechteten die treibende Kraft der Veränderung ausgehen kann, so hilft es, sich mithilfe der Wolkenkratzer-Metapher von Horkheimer die ohnmächtige Stellung der Tiere Gewahr zu werden: In einem Aphorismus aus dem Jahr 1934 versinnbildlicht der Theoretiker der Frankfurter Schule den Gesellschaftsbau durch einen Wolkenkratzer, an dessen Spitze die Großkapitalisten stehen und in dessen Keller „das unbeschreibliche, unausdenkliche Leiden der Tiere, die Tierhölle in der menschlichen Gesellschaft […], der Schweiß, das Blut [und] die Verzweiflung der Tiere“ verortet ist. Was den Tieren in unserer Gesellschaft widerfährt, wie sie in der Tat völlig endindividualisiert und zu Objekten des Gebrauchs gemacht werden, vierdient die moralische Empörung aller, die es mit der befreiten Gesellschaft ernst meinen. Den Marxschen Imperativ, der verlangt, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“, gilt es dringend auf die Tiere auszuweiten und weil – Achtung: Polemik – diverse Marxist*innen ja so ihre Probleme mit der Moral als Bewusstseinsphänomen des Überaus haben, sei an dieser Stelle zumindest kurz eingeworfen, dass sich die Befreiung der Tiere auch rein materialistisch begründen ließe: das Ausmaß der tierproduktbedingten Naturzerstörung zwingt selbst die hartgesottensten Marxist*innen zu der Einsicht, dass das gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnis dringend überdacht gehört. Aber unabhängig davon ist es sowieso absurd anzunehmen, Marxist*innen kämen ohne Moral aus, denn in einem solchen Falle wäre mir schleierhaft, woher denn eigentlich deren Impuls zu Veränderung der bestehenden Verhältnisse kommt? Natürlich steht auch bei Marxist*innen zu Beginn ihrer politisch-analytischen Auseinandersetzungen mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zuallererst das Entsetzen über die Ungerechtigkeit und das Leiden in der Welt. Wozwischen zu unterscheiden sicherlich sinnvoll ist, ist das Vorhandensein moralischer Ansprüche und dem Moralisieren als politische Strategie. Letztere nämlich läuft leicht Gefahr, ausschließlich das Individuum anstelle der gesellschaftlichen Verhältnisse zu adressieren.

Die Befreiung

Ich möchte in diesem Beitrag jedenfalls davon berichten, wie Kolleg*innen und ich uns eines Nachts in den Keller des Horkheimerischen Wolkenkratzers begeben haben, um insgesamt 130 Legehennen aus ihrer elendigen Existenz zu befreien und an einen Lebenshof zu übergeben. Mein Motiv war übrigens kein politisch strategisches; ich habe weder effektiv-altruistische Überlegungen angestellt (die wahrscheinlich zum Abbruch der Aktion geführt hätten), noch habe ich mich gefragt, inwieweit der Diebstahl von 130 Legehennen den Betreiber des Betriebs ökonomisch schadet (der Schaden dürfte bei über 50.000 Tieren vor Ort lachhaft gering ausfallen). Was mich angetrieben hat, würde ich als einen Akt der materialistischen Solidarität bezeichnen: Mein Bewusstsein darüber, dass es da unzählige Lebewesen gibt, die mir in punkto physischer Leidensfähigkeit um nichts nachstehen und die kaum vorstellbare Qualen leiden, verdreht mir regelmäßig den Magen und erkaltet mir das Herz. Damit meine ich nicht, wie sich jetzt vielleicht vermuten lässt, dass mein Herz kalt in einem Sinne der Unempfindlichkeit wird – ganz im Gegenteil: Immer, wenn ich mir Gewahr werde, dass da draußen quälbare Körper auf Bedingungen treffen, die sich anders denn als qualvoll nicht beschreiben lassen, zieht es sich in meiner Brust zusammen und ich erlebe diesen Zustand als unangenehme Kälte in der Herzgegend. Mit Freund*innen zusammen entschließe ich mich also, wenigstens einige Individuen aus diesen Zuständen des Elends zu befreien. Ein Kampf gegen Windmühlen letztlich, vielleicht eine Sisyphusarbeit, aber nicht nur müssen wir uns den Sisyphus als einen glücklichen Menschen vorstellen, sondern auch gilt der leicht pathetisch, aber deswegen nicht unwahre Satz: Ein befreites Tier ändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für das befreite Tier. Nun soll an dieser Stelle noch dringend hervorgehoben sein, dass jede Tierbefreiung erst ermöglicht wird durch Menschen, die sich um die befreiten, oft in einem stark pflegebedürftigen Zustand befindlichen Tiere kümmern. Ohne Pflegestellen, ohne Lebenshöfe und ohne Ehrenamt keine Tierbefreiungen, so einfach ist das. Der Akt der Befreiung, das sich mit dem Nachtsichtgerät in Tarnkleidung durchs Feld zur Anlage Vorarbeiten, mag einen noch so (völlig unrealistischen) heroischen Anschein haben: die Befreiung selbst ist nur der Anfang, eine singuläre Nacht-und-Nebel-Aktion. Was tatsächlich heroisch ist, ist die tägliche Pflege der Tiere, die Fahrten zur Tierärztin mit ihnen, das von ihnen Abschiednehmen am Ende des gemeinsamen Weges.

VOR jeder Befreiung gilt es unbedingt eine Unterkunft für die Tiere zu organisieren, das ist die absolute Bedingung dafür, überhaupt loszuziehen.

Wir haben uns also auf einem abgelegenen Parkplatz versammelt, schon in Dunkelheit, aber mit noch ausreichend Zeit, um den Ablauf der Aktion in aller Ruhe durchzusprechen. Wir checken, ob wir alles Notwendige dabei haben und ob unsere Geräte funktionieren. Dann steigen wir ein, um in Richtung eines unweit von der Anlage gelegenen Parkplatzes aufzubrechen. Einen Zwischenstopp legen wir ein, um die vielen Transporttaschen und Boxen, die es braucht, um 130 Hennen zu transportieren, in einem Gebüsch strategisch so zu platzieren, dass wir sie auf dem Fußweg zur Tierfabrik aufgreifen können. Einige von uns steigen bereits aus und verstecken sich ebenfalls im Gestrüpp. Der Rest parkt die Autos und kommt im Schutze der Dunkelheit nach. Wieder vereint nimmt sich jede*r von uns zwei Taschen und im Gänsemarsch laufen wir über das völlig durchnässte und abgemähte Maisfeld in Richtung Tierfabrik, deren Umrisse der Schein des Vollmondes gut erkennbar macht. 1/3 der Taschen bleibt zunächst zurück; für heute Nacht sind ganze drei Gänge geplant. Nach einem etwa zehnminütigen Fußmarsch über unwegsamen Boden kommen wir an einen kleinen Wall, hinter dem sich die Anlage befindet. Längst riecht es unangenehm nach einer Mischung aus Kot und Dreck. Hin und wieder rasseln Förderbänder in der Entfernung, auch die Lüftungsanlage dröhnt zuverlässig vor sich hin. Hin und wieder lassen dringen auch schon vereinzelte Hühnerlaute durch die Nacht. Die Person mit dem Nachtsichtgerät geht vor, überquert den Wall und überprüft die Situation: ist alles ruhig? Gibt es Auffälligkeiten? Lässt sich Infrarotlicht entdecken, das auf eine Kamera hindeuten könnte? Heute ist die Lage entspannt, es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Die Person mit dem Nachtsichtgerät arbeitet sich langsam vor. Ihr Ziel ist die schwere Eisentür am hinteren Ende der Anlage. Vorsichtig wird die Klinke gegriffen und heruntergedrückt: die Tür lässt sich tatschlich öffnen, sie ist nicht abgeschlossen. Über Funk wird den restlichen Menschen Bescheid gegeben, die sich unverzüglich auf den Weg machen. Vorher wurden Zweierteams gebildet: bestehend immer aus einer Person, die sich die Hennen greift und eine, die die Tasche öffnet und schließt. Nach Verständigung durch Blickkontakt wird die schwere Tür geöffnet und wir verschwinden in der Anlage. Eine Person bleibt als Wache draußen. Drinnen ist es laut, muffig und die Luft scheint – trotz Lüftung – zu stehen. Da es dunkel ist, stellen wir das Rotlicht unserer Kopflampen an. Eine Landschaft verstaubter und verdreckter Gitterinstallationen wird sichtbar, durch den Lichtkegel der Rotlichtlampen schweben zuverlässig irgendwelche undefinierbaren Schmutzpartikel. Der Gang vor uns ist gesäumt von Kotschlieren und sonstigem Unrat, vereinzelt sind auch tote Hennen zu erkennen, deren Verwesung bereits eingesetzt hat und die hier abgelegt worden sind. Die Dimension der Anlage erschüttert mich, ich weiß nicht recht, wohin mit meinem Blick. Die Gitterinstallationen, hinter denen sich unzählige Hühner drängen, scheinen irgendwie endlos und geradezu so, als würden sie überhaupt nicht in den von außen überschaubaren Komplex hineinpassen. Langsam beginne ich, einen groben Überblick über diese Architektur der Effizienz zu gewinnen. Von unseren Standpunkt aus gliedert sich die riesige Halle in mehrere Abteile, die jeweils mit einem schäbigen Eisentor versschlossen sind. Hinter diesem Tor, das sich mit einem leichten Handgriff öffnen lässt, reihen sich die metallenen Käfiggitter aneinander und übereinander, auf ihnen lauter Tiere, denen ihr elender Zustand leicht anzusehen ist. Diejenigen von ihnen, die in den unteren Etagen verwahrt sind, sind mit lauter Kot ihrer über ihnen vegetierenden Artgenossen bedeckt. Vielen Hennen fehlen Federn, insbesondere im Nackenbereich und rund um die Kloake. Die Kämme der Tiere hängen schlaff herab, sie sind blass und ich verbinde mit ihrem Erscheinungsbild sogleich eine Haltung der Resignation. In meiner vielleicht zu menschlichen Wahrnehmung wirkt es so, als würden sie die Köpfe hängen lassen, sich ergeben haben. Zwischen der Masse der lebendigen Tiere tauchen immer wieder Kadaver längst verstorbener Hennen auf. Die Körper dieser Tiere wurden vom Gewicht der übrigen in die Gitter gedrückt und es scheint so, als hätte das Metall sich in sie hineingeschnitten. Es ist in einem Raum, in dem Würde nicht existiert, ein dennoch besonders würdeloser Anblick. Erst, nachdem ich diese ersten Eindrücke langsam verarbeitet kriege, nehme ich die Lautstärke bewusst war. Dieses Gegackere zehntausender Tiere, dieses Klagelied der gequälten Kreaturen. Dann teilen wir uns auf. Immer zu zweit geht es in ein Abteil, die Boxen bzw. Taschen werden vorbereitet und platziert. Zusammen mit meiner Kollegin machen wir uns daran, ein weiteres Eisengitter mühselig nach oben zu schieben, um Zugriff auf die dahinter eingesperrten Tiere zu haben. Eigentlich geschieht das automatisch, wir erledigen das in Zusammenarbeit manuell. Das Gitter ist in einem so schlechten Zustand, dass es, nachdem wir es ein paar Zentimeter nach oben geschoben haben, von allein in dieser Position verharrt, statt einfach wieder zu schließen. Das ist für uns sehr praktisch und wir ich fangen an, nach den ersten Tieren zu greifen. Die Frage, welches Individuum zu wählen ist, stellt sich nicht wirklich. Jedes hat es verdient und jeder Griff ist ein Treffer. Nach und nach füllen sich die Taschen – dass die Käfige spürbar leerer werden, ist hingegen ein Trugschluss. Immer rücken Hennen nach, alles wirkt auch nach getaner Arbeit völlig unverändert. Es sind einfach zu viele. Ein Huhn, das sich eigentlich schon in der rettenden Box befunden hat, befreit sich in einem Moment unserer Unaufmerksamkeit daraus und flieht zurück in die Anonymität der Masse. Es war gerettet und es ist unsere Schuld, dass wir es nun zurücklassen müssen. Das fühlt sich mies an, obwohl uns natürlich auch klar ist, dass jenes Tier, das dessen Platz eingenommen hat, es genauso verdient hat, gerettet zu werden. Nach weniger als 15 Minuten sind alle Transportboxen gefüllt und wir treffen uns mit den anderen Teams am Ausgang. Ehe wir per Funk Bescheid geben, fertig zu sein, vergewissern wir uns, aller Gitter wieder verschlossen und keine Spuren hinterlassen zu haben. Wir werden in dieser Nacht zwar noch zweimal wiederkommen, aber diese Art der Überprüfung gehört standardmäßig dazu. Sie muss stattfinden, damit sie immer stattfindet und so sichergestellt wird, dass keine Rückschlüsse auf unseren nächtlichen Besuch gezogen werden können. Wir geben das Signal und von außen wird die Tür geöffnet. Die ersten beiden Taschen werden entgegengenommen, den Rest tragen wir mit raus. Die kalte Luft außerhalb der Anlage schlägt mir ins Gesicht, ich genieße sie und nehme einen tiefen, langen Atemzug. Die Hühner in den Boxen bzw. Taschen sind völlig verstummt, von ihnen ist nichts zu hören. Ich hoffe, sie sind in Ordnung und dass sie bloß überwältigt sind von den Natureindrücken, die ihnen bisher verwehrt geblieben waren. Unter aufgrund der Bodenverhältnisse großer Anstrengung mühen wir uns mit jeweils zwei Taschen und sechs Tieren nach dorthin zurück, wo die übrigen Boxen stehen. Eine Person läuft zum Parkplatz und kehrt mit dem ersten Auto zurück. Das Licht ist ausgestellt und ein kurzer Funkspruch reicht, um das Signal zum Einladen zu geben. Wenige Minuten später ist der Wagen mit den geretteten Hennen auf dem Weg zum Lebenshof. Wir verschnaufen kurz, tuscheln ein wenig, besprechen, ob es Unklarheiten gab und wie wir weitermachen. Kurz darauf greifen wir uns jeweils wieder zwei leere Taschen und machen uns ein zweites Mal auf dem Weg zur Anlage, die Nacht ist schließlich noch jung.

Was bleibt

Dies ist ein subjektiver Erfahrungsbericht und ich stelle insbesondere im Hinblick auf die folgenden Worte selbstredend nicht den Anspruch auf Verallgemeinerung. Eine Tierbefreiung wie die geschilderte halte ich für einen subversiven und auf verschiedenen Ebenen lohnenswerten Akt. Zuallererst nutzt er natürlich den geretteten Tieren, die auf Lebenshöfen in den Genuss eines arttypischen Lebens kommen dürfen. Ihnen ist, anders als unzähligen ihrer Artgenossen, das elendige Dasein als sogenanntes Nutztier (zumindest ab einem bestimmten Zeitpunkt) erspart geblieben. Sie sind von einer Ware zum Lebewesen geworden und das ist wunderschön. Darüber hinaus haben Tierbefreiungen insbesondere dann, wenn sie zum Beispiel über Bekenner*innenschreiben öffentlich gemacht werden, einen agitatorischen Wert. Sie können einerseits anderen Aktivist*innen Mut machen, ihnen einen kurzen Moment der Freude verschaffen oder eine Inspiration sein. Andererseits signalisieren sie der großen anonymen Tierindustrie, dass es Momente des Widerstandes gegen sie gibt und man sich ihr und ihrem mörderischen Treiben nicht kommentarlos ergibt, ihnen stattdessen ein bisschen ÜBERLEBEN abtrotzt. Dennoch: was bei mir ganz persönlich trotz allem bleibt, ist die unsägliche Trauer über die Zurückgelassenen und die Normalität der grauenvollen Zustände. Ich kann mich für und über die geretteten Individuen freuen, kriege manchmal Bilder oder kurze Videos zugeschickt, auf denen zu sehen ist, was für ein schönes Leben sie jetzt haben. Doch diesem kurzen Moment der Freude folgt zuverlässig immer wieder diese Schwere der Frustration darüber, wie es um die unzähligen anderen in der Tierindustrie gequälten Lebewesen bestellt ist. Das lässt sich nicht einfach ausblenden und wird besonders lebendig, wenn man einmal mit alles Sinnen wahrgenommen hat, wie schlimm sich die Tierhölle selbst als passiver Beobachter anfühlt. Tierbefreiungen sind wichtig, macht sie, wo ihr könnt. Was sie aber sicherlich nicht sind, ist revolutionär. Sie bekämpfen Symptome, sind Schadensbegrenzung. An den objektiven Zustanden rütteln sie nicht.