Jagdstörungsbericht aus der Nähe Osnabrücks

Am Samstag, den 11.11.2023, haben sich Jäger*innen dazu verabredet, dem vermeintlich heiligen Hubertus zur Ehre und aus Vergnügen an der mörderischen Sache Wildtiere aufzuscheuchen und dann zu erschießen. Von diesem Vorhaben hat eine Gruppe Aktivisti rechtzeitig erfahren, sodass einige ausgiebige Vorbereitungen zur Störung dieses unsäglichen Treibens stattfinden konnten. Der aus einer öffentlichen Mitteilung bekannte Treffpunkt wurde ausgekundschaftet und am Tag der Jagd von der Gruppe observiert. Als die Jäger*innen, nachdem sie sich begrüßt und besprochen hatten, in ihre fetten Karren stiegen, um zum gemeinschaftlichen Töten aufzubrechen, hat sich die in mehrere Kleingruppen aufgeteilte Aktivisticrew an die Wagen drangehängt und sie unauffällig verfolgt. Die Größe der protzigen Pickups der Grünröcke gereichte ihnen dabei zum Vorteil, da sie selbst dann sichtbar blieben, wenn einige andere PKW sich zwischen Jäger*innenauto und Verfolger*innenkarosse drängten. Von Nachteil hingegen war der testosterongeladene Fahrstil der Hobbymörder*innnen, der Geschwindigkeitsbegrenzungen offenkundig zur unzumutbaren Einschränkung liberaler Freiheiten werden ließ, auf die dann auch geflissentlich geschissen wurde. Es gelang den Aktivisti dennoch, den Konvoi bis an den Ort des Geschehens zu folgen. In noch sicherer Entfernung wurden sie von der Fahrer*in abgesetzt, um zunächst noch unbemerkt und aus der Distanz die Lage zu sondieren. In der hörbaren Umgebung aber fielen bereits die ersten Schüsse – anderswo hatte das Töten also bereits begonnen. In dem Augenblick, wie sich die von den Aktivisti verfolgte Gruppe Jäger*innen in Position begab, um zum Treiben anzusetzen, begaben sich die tierlieben Störenfriede aufs Feld und stellten sich vor die Flinten der Grünröcke. Diese reagierten spürbar irritiert, schauten verdutzt und suchten recht zügig darüber aufzuklären, dass sich alle unbefugten Personen schleunigst zu entfernen hätten. Ein offenkundig besonders bewegungsfreudiger Waidmann begann nach kurzer Zeit, den Aktivisti auf die Pelle zu rücken und ihnen, da sie selbstredend auswichen, hinterher zu laufen. Nun wurde also Jagd auf Aktivisti statt auf Tiere gemacht; zum großen Glück von Ersteren allerdings ohne Gebrauch der Schusswaffe und nach wenigen Metern auf schlammigem Grund auch nur noch sehr halbherzig. Leichter war da der Griff zum allzeit verfügbaren Smartphone, mit dem sogleich gedroht wurde, die blauen Menschen mit Waffen zur Unterstützung hinzuzurufen. Da der Kontakt mit jenen erfahrungsgemäß wenig erbaulich verläuft, entschloss sich die Gruppe Aktivisti zum vorläufigen Rückzug. Eine Verzögerung der Jagd hatte bereits stattgefunden und den übellaunigen Kommentaren der beteiligten Jäger*innen zurfolge hatte die Präsenz der Störer*innen die Erfolgsaussichten auf erfolgreiches Töten bereits erheblich geschmälert. Die Gruppe entschloss sich, sich zunächst dem Sichtfeld der angesäuerten Flintenfeger zu entziehen und sich in Richtung der bereits abgefeuerten Schüsse zu bewegen. Es dauerte nicht lange, bis sie auf die nächste Gruppe Jäger*innen stieß, die bereits begonnen hatte, aus Gründen der Naturverbundenheit Lebendiges in Totes zu verwandeln. Auch hier begaben sich die Aktivisti im wahrsten Sinne des Wortes ins Gefecht und zwangen die Jäger*nnen dadurch, ihr Treiben einzustellen. Waren die ersten Jäger*innen noch am mutmaßen, ob sie auf besonders renitente Spaziergänger*innen mit schlechtem Hörvermögen gestoßen waren, waren die auf dem zweiten Feld agierenden Hubertusjünger deutlich weniger überrascht. Die Nachricht von intendierten Störaktionen schien also bereits die Runde gemacht zu haben. Kurzerhand wurde von einem Waidmann mit autoritärer Intonation das Vorzeigen eines Ausweisdokumentes eingefordert, was ganz zur zusätzlichen Erzürnung des sich ohnehin schon aufbäumenden Jägers selbstredend ignoriert wurde. So blieb den von der Jagd Abgehaltenden auch hier nur wieder der Griff zum Smartphone und die Anrufung der staatlichen Autorität. Während diese sich womöglich aus der nächstgelegenen Stadt auf den Weg in die Kaparten machte, brach die Aktivistigruppe erneut auf und machte sich auf den Weg zur nächsten Störaktion. So ging das dann noch eine ganze Weile weiter, bis irgendwann die Dunkelheit einbrach und alle Aktivisti ohne Polizeikontakt vom Komplizenauto wieder eingesammelt und an einen sicheren Ort gebracht wurden. Dort angekommen hatte eine Genossin bereits gekocht: es gab Anti-Jäger*innenschnitzel.