Vielleicht hast du es noch gar nicht gemerkt, aber es braucht die düsteren Zukunftsvisionen aus Literatur und Film gar nicht, um uns mahnend die Schrecken dessen vor Augen zu führen, was im Kommen begriffen sein könnte. Wozu Fiktion, wenn die Realität zu leisten weiß, wohinter die meisten Zukunftsszenarien der kreativen Pessimisten doch bloß zurückfallen? Die Dystopie ist jetzt, es braucht keine morbiden Ausschmückungen und auch keinen Transfer in ein zukünftiges Irgendwann. Sieh dich um, mach dir ein Bild, tritt in ein Verhältnis zu dem, was dich umgibt: Es könnte Schlimmer kaum sein. Das Leben der Gegenwart ist ein Gelebtwerden und ein stetes Lebennehmen. Es ist ein Programm der Technokratie, das zuverlässig und störungsfrei über die Platinen unserer Hirne jagt. Wir sind die Anhängsel der total verwalteten Welt, deren Funktionieren ein konstantes Zerstören ist. Es kann nicht darum gehen, etwas zu retten, was der Rettung nicht wert ist. Kämpft nicht für eine Welt, deren Untergang ihr Inhalt ist. Desillusioniert euch. Die Verhältnisse sind dramatisch und tragen alles in ihrem Schoß für die völlige Eskalation. In bedrohlicher Gleichzeitigkeit wuchert in ihnen die gegenwärtige Katastrophe sowie das unheilvolle Versprechen der tabula rasa in der Zukunft. Hört auf zu hoffen und fangt an, zu handeln. Wenn die gerettete Welt eine Illusion ist, so muss es darum gehen, in der Totalität der Zerstörung die Antithese zu sein. In der bestimmten Negation all dessen, was die zivilisierte Welt zum Ort des Schreckens macht, muss unser einziges Programm liegen. Unser Fokus ist die Gegenwart und ihr Potential zum Widerstand. Wer sich die gerettete Welt zum Ziel macht, trinkt Salzwasser. Angesichts der Zustände, in denen wir uns wiederfinden und eingedenk der Schatten, die diese vorauswerfen, heißt politisch sein bedingungslose Solidarität mit allen ausgebeuteten, ge-schundenen, gequälten und verstümmelten Opfern der Zivilisation – eingeschlossen uns selbst. Wir müssen uns zusammentun, um das Überleben zu lernen. Wir müssen uns organisieren, um mit denen zu kämpfen, die erdrückt und zermürbt werden. Dabei geht es nicht um eine rosige Zukunft, um eine geheilte Gesellschaft im globalen Stil. Die wird es nicht geben, dafür ist die Welt viel zu kaputt. Machen wir uns also nichts vor: in der Dystopie zu leben heißt zu wissen, was realistisch ist. Und realistisch in unserer Dystopie sind Erfolge des Erträglichmachens, der Schadensbegrenzenung und der Aneignung von Fähigkeiten, die uns darauf vorbereiten, dass jeder schlimme Zustand in sich das Potential trägt, noch über sich hinauszuwachsen. Realistisch ist, die Leiden der Gegenwart in der Gewissheit die Stirn zu bieten, dass jene der Zukunft noch viel größer sein werden. Willkom-men in der Dystopie, in der wir alle Hoffnungen auf eine gerettete Welt zwar haben fahren lassen, in der sich unsere Rebellion aber aus der ungleich potenteren Quelle des Antagonismus zur Gegenwart speist.
Anarchistisches —Ⓐ— Magazine
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